Vor einigen Tagen war ich mit meinem Freund im bekannten Musical «Rocky Horror Show». Ich gehe davon aus, dass das Musical auch in Deutschland und anderen Ländern lief, möchte jedoch trotzdem meine Eindrücke und Erlebnisse mit dir teilen.
I wanna go to the late night double feature picture show
Ca. einen Monat, bevor das Musical in der Schweiz Premiere hatte, buchte ich unsere Tickets. Ich klapperte verzweifelt die Saalplanbuchungen an den Spieltagen ab, in der Hoffnung, zwei freie Plätze in der Mitte und möglichst weit vorne zu ergattern. Und tatsächlich, in der 8. Reihe gab es noch die letzten freien Plätze, genau in der Mitte der Sitzreihe. Natürlich fackelte ich nicht lange und kaufte voller Vorfreude die Tickets. Wieder einmal hiess es nun warten und mich in Geduld üben.
Damn it Janet
Als der langersehnte Tag endlich anstand, war ich ziemlich aufgeregt. Ich hatte mich passend zum Musical gekleidet (Netzstrümpfe, High Heels, Vokuhila-Jupe aus schwarzer Spitze, etc.) und ergatterte einen der letzten Fanbags. Für alle, die es nicht wissen: die Rocky Horror Show ist ein Mitmach-Musical. In dem Fanbag befindet sich unteranderem eine Wasserpistole und eine Zeitung (um sich vor dem Wasser/Regen zu schützen), Konfetti für die Hochzeiten, ein Leuchtstab und Partyhütchen, eine Ratsche und natürlich Gummihandschuhe sowie Spielkarten. Aber dazu später mehr. Mein Freund und ich betraten freudig den Saal, um unsere Plätze einzunehmen. Tja, dummerweise waren diese jedoch bereits besetzt. Ziemlich verwirrt und auch ein bisschen wütend wendeten wir uns an eine Mitarbeiterin. Es stellte sich daraufhin heraus, dass unsere Plätze doppelt gebucht waren. Zum Glück bekamen wir daraufhin zwei neue, bessere Plätze. Die Show konnte beginnen.
There’s a light
Bereits der Showbeginn liess mich das erste Mal an der Darbietung zweifeln. Anstelle der berühmten roten Lippen, welche das Intro wiedergeben, betrat eine talentierte Schauspielerin die Bühne. Keine Frage: stimmlich war sie genial. Leider verbinde ich aber Rocky Horror unteranderem mit diesen roten, singenden Lippen, weshalb ich die anders interpretierte Einlage nur mässig geniessen konnte. Das nächste Mal genervt habe ich mich, als der Song «Over at the Frankenstein place» gespielt wurde. Bei der Textzeile «There’s a light» begannen alle – vorbildlich – ihre Leuchtstäbe zu schwenken. Voller Begeisterung nahm ich unseren Leuchtstab zur Hand und knickte bzw. schüttelte ihn. Leider geschah nichts. Unser Leuchtstab war kaputt und schimmerte nur sehr schwach, quasi ein Trauerlämpchen.
Let’s do the Time Warp again
Dass die Schauspieler nicht nur gesanglich sehr talentiert waren, lässt sich nicht bestreiten. Besonders die Darsteller von Riff Raff, Magenta, Columbia, Brad und Janet waren sehr gut gewählt. Die Tanzeinlagen konnten sich sehen lassen, ebenso die schrillen Kostüme. Auch das Publikum machte weiterhin aktiv mit. Es wurde gesungen, gelacht und gejubelt. Solche Augenblicke retteten meine eher negative Meinung zur Darbietung.
Sweet Transvestite
Leider folgte jedoch bereits augenblicklich nach dem «Time Warp» die nächste Enttäuschung. Dr. Frank N. Furters Auftritt stand an und machte mich sprachlos. Im ersten Moment war ich sprachlos, weil das Kostüm, abgesehen von den roten Schuhen, praktisch identisch zum Film-Outfit war. Mit der schwarzen Perücke sah er beinahe genauso aus, wie der berüchtigte Tim Curry (Darsteller von Frank N. Furter im Film). Gerade als ich meine Fassung wiedergefunden hatte, verschlug es mir aber erneut die Sprache. Der Schauspieler riss sich die schwarze Perücke vom Kopf und stand nun mit kurzen, blonden Haaren vor dem Publikum. Am liebsten wäre ich aus der Show gerannt, aber dafür war mir der Ticketpreis zu teuer gewesen. Dr. Frank N. Furter ist nicht blond und sollte auch nicht so dargestellt werden. Des Weiteren hatte ich das Gefühl, dass der Darsteller die Rolle des Docs zu übertrieben spielte – schade, schade.
Cards for sorrow, cards for pain
Im Grossen und Ganzen war es eine tolle Erfahrung, eines meiner Lieblingsmusicals live zu sehen. Die Live-Band, die Tanz- sowie Gesangseinlagen und Kulisse waren wirklich gut. Schade, dass die Wahl der Schauspieler manchmal sehr schlecht ausfiel: Dr. Frank N. Furter und auch Eddie hätten definitiv anders besetzt werden müssen. Schade war auch, dass einige Szenen ausgelassen wurden, beispielsweise die Geburtstagsfeier von Rocky. Ansonsten hat sich der Besuch aber gelohnt.
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Ich bin Flying Eve und die Co-Autorin von Felix. Mein Spezialgebiet umfasst alles zum Thema Reisen. Wenn ich nicht gerade am Texten oder unterwegs bin, mache ich Sport (Kampfkunst, Reiten, Fitness). Meine grössten Schwächen sind ausserdem Bandmerch, Kaffee von Starbucks, Musik bzw. Konzerte, Schuhe, Autos und Games.