In dieser Fortsetzung meiner Review-Serie vom Greenfield 2018 berichte ich dir von leckerem Met, dem Totschlagen der verdammten Zeit, von mittelalterlichen Klängen und leider auch dem enttäuschenden Auftritt von Limp Bizkit.
Die verflixte Sache mit dem Schlaf
Wer glaubt, dass man auf einem Festival die Nacht durchsaufen und dann in aller Ruhe bis 12 Uhr friedlich schlafend ausnüchtern kann, hat sich definitiv falsche Hoffnungen gemacht. Spätestens um 9 Uhr wird es im Zelt nämlich so drückend heiss sein, dass du von alleine aufwächst – schweissgebadet und in den meisten Fällen auch verkatert, versteht sich. Aber auch selbst wenn du nicht bis in den frühen Morgen wach bleibst und dich betrinkst, wirst du nicht länger schlafen können; deine Zeltnachbarn, welche wieder (oder noch immer) sturzbetrunken sind, werden dich mit grosser Freude und lauter Musik wecken. Am Greenfield bedeutet das «Cantina Band» oder «Guten Morgen Sonnenschein» in voller Lautstärke und Endlosschleife. Umdrehen und weiterschlafen liegt nicht drin, denn spätestens jetzt bemerkst du die bereits erwähnte Hitze. Du lauschst also, ob es regnet, und ziehst dich dann entsprechend für den neuen Tag an.
Zeitvertrieb
Nun die grosse Frage: Was stellt man an, wenn man um 8:30 Uhr wach wird (egal ob freiwillig oder nicht) und die erste Band, welche man unbedingt hören möchte, erst um 17 Uhr spielen? Tja, auch meine Freunde und ich standen vor diesem Problem. Nachdem wir den ersten Punkt unserer Tagesordnung, also den Marsch zum Toi Toi Island und das scheinbar ewig lange Anstehen für den erlösenden Stuhlgang, abgehakt hatten, beschlossen wir, zu frühstücken. Der Plan: in den Aldi auf dem Gelände gehen und «Gipfeli», Käse (Chääääääs), Fleischaufschnitt, Sangria, Orangensaft und Mozzarella (das Beste bei Kater!) kaufen. Tja, leider hatten diese geniale Idee auch andere Festivalbesucher. Die Warteschlange war mindestens genauso lange, wie beim Toi Toi Island (ach ja; mittlerweile habe ich herausgefunden, dass diese Art von Toilette in Deutschland Dixie Klo heisst). Kurzerhand musste ein Plan B her. Auf «Speckrösti» hatten wir keine Lust, also holten wir uns einen Hot Dog. Gestärkt sassen wir danach im Camp und fragten uns, was wir als nächstes tun könnten. Da wir mit dem Zug angereist waren, konnten wir nicht mit dem Auto in ein Freibad oder ähnliches (mit dem Shuttlebus und den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre das zu mühsam gewesen). Meine Zeltkollegin und ich beschlossen daher, uns noch einmal ins Zelt zu legen. Damit wir nicht zu heiss hatten, liessen wir den Zelteingang offen und legten uns mit den Köpfen nach vorne hin, sodass ein leichter Wind um unsere Nasen wehen konnte. Tatsächlich hatte das für ca. 2.5 Stunden super geklappt. Da es nach unserem Schläfchen kurz nach Mittag war, hatte der Mittelaltermarkt wieder seine hölzernen Tore geöffnet. Wir beschlossen also, unsere übrige Zeit dort zu verbringen.
Greif nach der Süße des Seins, nicht nach langem Bestehen.
Unbekannte Düfte, viel Essen, bodenlange Roben, Met, wunderschöner Schmuck, fröhliche Musik – das alles und noch viel mehr bot (wie jedes Jahr) der unglaublich tolle Mittelaltermarkt am Greenfield Festival. Sobald man den Markt betrat, kroch einem der Duft von Fleisch in die Nase; der Spanferkel- und Zyklopenspiessstand liessen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. In den Schmieden wurden einem tolle Accessoires (Armreifen, Halsketten, Ohrringe, etc.) angeboten. Auch Axtwerfen oder Bogenschiessen konnte man ausprobieren. Allerdings entschieden wir uns nach dem Rundgang für eine grosse Flasche hausgemachten Met und setzten uns auf die Wiese vor der kleinen aber feinen Bühne. Varda verzauberte uns dort mit ihren Klängen und liess uns die Zeit vergessen. Manche Festivalbesucher tanzten und hüpften sogar fröhlich im Takt der Musik umher. Der Mittelaltermarkt war für uns eindeutig mehr als nur eine Greenfield-Tradition: er war ein Zufluchtsort.
Endlich hiess es wieder «raise your horns!»
Kurz nach 17 Uhr war es soweit – ich stand endlich wieder vor der Bühne. Als erstes hörte ich Alexisonfire. Ich kannte die kanadische Band hauptsächlich von ihrem Namen her und daher nicht allzu gut, fand sie dann aber live völlig in Ordnung. Weiter ging es, gezwungenermassen und meiner Freundin zu liebe, mit Arch Enemy. Natürlich mussten wir ganz vorne an der Bühne stehen. Während meine Freundin ungefähr so ausflippte, wie ich beim Auftritt von Parkway Drive, stand ich eher mässig begeistert neben ihr. Grundsätzlich würde mir die Stilrichtung von Arch Enemy gefallen, allerdings kann ich mit einer weiblichen Leadstimme (auch wenn sie wie ein Mann klingt und es draufhat) nicht viel anfangen. Für mich klang zudem jedes Lied mehr oder weniger identisch. Umso froh war ich, als ihr Auftritt zu Ende war und wir weiter zu Being As An Ocean konnten. Da die Band auf der kleineren Bühne spielte, konnten wir wieder ohne Probleme ganz nach vorne stehen. Tatsächlich lohnte sich das sogar sehr: der Sänger verliess nämlich immer wieder die Bühne und kam zu seinen Fans. So hatte ich das einmalige Erlebnis, den Sänger hautnah erleben zu können – er stand direkt vor mir und schrie über meinen Kopf weg. Solch einen epischen Moment hatte ich bereits schon einmal, als ich am Konzert von Any Given Day / Suicide Silence / Caliban war (#fangirlmoments). Aber zurück zum Thema: leider konnten wir nicht die ganze Show von Being As An Ocean sehen, da sich diese mit dem Auftritt von Broilers überschnitt. Wir wechselten also wieder die Bühne und sangen uns mit der deutschen Punkband die Seele aus dem Leib. Nach einer kurzen Pause ging es um 21:45 Uhr weiter mit Rise Against. Die Menge tobte und auch mich hat ihr Auftritt überzeugt. Highlight des zweiten Tages war aber eindeutig Oomph!. Wieder standen meine gute Freundin und ich ganz vorne an der Bühne, wo wir wie wild hüpften, headbangten und um die Wette sangen. Die Band ist mir total sympathisch, obwohl der talentierte Sänger etwas durchgeknallt rüberkommt. Ihr Auftritt war ausserdem super und die Stimmung bombastisch. Headliner war Limp Bizkit aka die Enttäuschung des Tages. Wir hatten Oomph! bis zum Schluss gehört und daher beim Headliner nur kurz reingehört. Leider klangen Limp Bizkit bereits von weitem grottenschlecht. Der Ton war schlecht abgestimmt und auch ihre Musik passte irgendwie so gar nicht zum Festival. Klar hätte ich vor allem «behind blue eyes» sehr gerne live gehört, aber ich hatte beim besten Willen keine Lust, mir dieses wunderschöne Lied durch einen schlechten Auftritt verderben zu lassen. Somit beschlossen wir, uns ins Camp zurückzuziehen.
Fortsetzung folgt…
Natürlich ging es am Samstag auch heftig weiter. Freu dich schon mal auf den finalen Bericht über regnerisches Wetter, eine spontane Hochzeit, den phänomenalen Auftritt von Eisbrecher sowie meine kurzfristige Heimreise.
Bis dann
Flying Eve
Offizielle Greenfield Festival 2018 Recap Tag 2
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Ich bin Flying Eve und die Co-Autorin von Felix. Mein Spezialgebiet umfasst alles zum Thema Reisen. Wenn ich nicht gerade am Texten oder unterwegs bin, mache ich Sport (Kampfkunst, Reiten, Fitness). Meine grössten Schwächen sind ausserdem Bandmerch, Kaffee von Starbucks, Musik bzw. Konzerte, Schuhe, Autos und Games.
Oha, der Mittelalter-markt wäre genau mein Ding gewesen, ich liebe sowas. 🙂
Ich auch. Aus diesem Grund besuche ich auch immer wieder das MPS (Mittelalterliches Phantasie Spectaculum) und decke mich dort mit reichlich Met ein. 😉