Die Sonne ging gerade erst auf. Noch war der Wald in einen feinen Nebel gehüllt und das Blau des Himmels kündigte den nächsten Tag an. Haron mochte diese frühen Stunden im Wald. Die frische Morgenluft sorgte dafür, dass seine Müdigkeit schwand, genauso wie der Waldboden, den er unter seinen Füßen mit jedem Schritt spürte. Es wurde für ihn schon vor langer Zeit eine Art Morgenritual. Abends legte er Fallen aus, um sie am Morgen zu überprüfen. Es waren einfache Holzfallen, mit denen er sich Hasen und andere Kleintiere fing. Manchmal schlachtete er sie selbst, doch meist tauschte er sie auf dem Markt gegen frisches Brot, Bier oder Schweinefleisch. Es war ein einfaches Leben, doch er mochte es wie es war. Er war gerne unter sich und durchstreifte die Wälder. Der Wald und sein kleiner Hof gaben ihm alles was er zum leben brauchte.
Gemächlich und in Gedanken versunken, ging er seine Wege ab, um seine Fallen zu überprüfen. Die ersten zwei blieben leer, doch als er zur dritten kam, fand er seine Falle verwüstet vor. Anscheinend war ihm ein Hase in die Falle gegangen, doch irgendwer kam ihm zuvor. Wahrscheinlich hatte ein Wolf die Falle entdeckt. Die Erde ringsherum war aufgewühlt und die Holzfalle zerkratzt und zerbissen. Es hatte wohl seine Zeit gedauert, bis der Wolf den Käfig geknackt hatte. Doch das Blut und die Fellreste zeigten, dass er seine Beute bekommen hatte. „Verdammte Wölfe,“ dachte er sich, „das war eine verdammt gute Falle, jetzt ist sie höchstens noch Feuerholz.“
Er wollte gerade die Überreste einsammeln, als er in der aufgewühlten Erde einen rostigen Griff entdeckte. Es sah aus wie der Griff eines alten Schwertes. Haron buddelte es ein wenig frei und tatsächlich, es war ein altes rostiges Schwert, das hier unter der Erde lag. Nichtsahnend griff er danach, um es sich genauer anzusehen. Doch kaum hielt er den Griff in der Hand, spürte er wie eine fremde Kraft in seine Adern schoß. Voller entsetzen starte er auf das Schwert, dessen Rost anfing sich in Luft aufzulösen. Es schien als würde es sich erneuern und vor Energie strahlen. Die schmerzen in seinem Arm wurden unerträglich, er versuchte das verfluchte Schwert loszulassen, doch er konnte sich nicht bewegen.
Immer stärker breitete sich die Kraft in seinem Körper aus, ohne das er etwas dagegen unternehmen konnte. Sein Blut fühlte sich an als würde es kochen, während seine Füße den Kontakt zum Boden verloren und die Energie sich immer weiter steigerte. Blitze schoßen aus der Klinge, die nun wie neu geschmiedet wirkte. Haron schrie vor Schmerz, doch genauso schnell wie die Energie ihn durchströmte, war sie auch wieder verschwunden. Kraftlos lies er das Schwert fallen, fiel zu Boden und sackte zusammen. Dabei schnitt er sich an der Klinge, nur ein kleiner Kratzer, doch als er sah wie die Klinge das Blut begierig aufsog, schreckte er zurück.
Er wollte sich umdrehen und einfach wegrennen. „Was war hier gerade geschehen?“, fragte er sich, doch weiter kam er nicht. Wie von Geisterhand, schnellte das Schwert nach oben und zurück in seine Hand. Wie versteinert stand er da, doch diesmal geschah nichts, keine Kraft durchströmte ihn. Es fühlte sich wie ein normales Schwert an, doch irgendwie auch ganz anders. Als hätte er diese Klinge schon ein Leben lang geführt, als wäre es eine natürliche Verlängerung seines Armes. Trotzdem kam es ihm unnatürlich vor, doch jeder Versuch es von sich zu werfen, brachte den gleichen Effekt. Immer wieder kam es zurück.
Unsicher was er mit dem Schwert machen sollte, wickelte er es in sein Hemd ein und machte sich auf den Heimweg. „Eines ist sicher“, dachte er, „diesen Morgen werde ich so schnell nicht vergessen.“ Doch welches Schwert ihn dort gefunden hatte, sollte sich erst noch zeigen.
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