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Herr der Schaben (Teil 2)

Malóhran Sàrbius

Tamp überwachte akribisch wie die Holzlieferung aus Tranbuck entladen wurde. Das Dorf lag an der Edá, einem Fluss der seinen Ursprung im Varhihán Gebirge hatte. Um die Burg den Winter über warm zu halten benötigten sie viel Holz und Tamp hatte wenig Lust in der dunklen Jahreszeit nach Tranbuck zu reisen um mehr Holz zu kaufen oder gar selbst in der Kälte Holz zu schlagen. Auch wäre es nicht das erste mal, wenn die Wege zugeschneit würden, was ein durchkommen gar unmöglich machte. Gewissenhaft sorgte er also dafür, dass die Kammern mit Holz gefüllt wurden und für den Winter gesorgt war. Malóhran blickte aus einem der Fenster des Ostturmes, er beobachtete die Arbeiter beim entladen, doch in Gedanken war er in weiter Ferne. Der graue Himmel und die inzwischen fast kahlen Bäume drückten zusätzlich auf sein Gemüt. Er wusste selbst nicht mehr, wann er das letzte mal einen erholsamen Schlaf genossen hatte. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Fluch. Sollte es wirklich keine Heilung geben? Keine Möglichkeit den Fluch zu brechen? Tag und Nacht verbrachte er in seiner Bibliothek, durchforstete die Schriften seiner Vorfahren.

Sein Vater erzählte ihm von der geheimen Sammlung an Schriften, die Marokàs Sàrbius hinterließ. In einer Kammer tief unter der Burg waren sie verborgen. Als junger Bursche hatte er oft nach geheimen Gängen geforscht, auch wenn es ihm verboten wurde. Es gab viele von ihnen in der Burg, einige führten als Fluchtwege in die Berge und er liebte es sie zu erkunden. Den Eingang zu dieser Kammer hatte er jedoch nie gefunden. Nachdem er davon erfuhr, wunderte es ihn jedoch wenig, denn Marokàs selbst hatte ihn mit Hilfe der Magie versiegelt. Ein altes Amulett war der Schlüssel.

Unzählige Monde brütete Malóhran nun schon über den Schriften in der Kammer. Es war mehr als er erwartet hatte. Es war eine eigene Bibliothek, Schriften von all seinen Vorfahren, die allesamt versuchten den Fluch zu brechen. Doch dieser Ort hatte etwas düsteres an sich. Hier gab es kein Sonnenlicht, es war stickig und feucht. Ein wunder das die Bücher und Schriftrollen nicht längst vergammelten. Auch wenn allem ein eigenartiger Geruch anheftete, der stark an Verwesung erinnerte. Diesem Ort bereitete einem Gänsehaut, als wäre die schwarze Magie noch immer fühlbar.

Dazu kamen die Schaben. Sie waren einfach überall, versteckten sich in jeder Ritze. Anfangs packte ihn der Ekel vor diesen Viechern. Wo er es konnte machte er sie platt, doch es brachte nichts, ihr Zahl schien trotz allem nicht abnehmen zu wollen. Mit der Zeit war es ihm egal, immer weiter vertiefte er sich in die Dokumente seiner Väter. Er erfuhr vieles über seinen Vorfahren, der sie alle verdammt hatte. Marokàs Sàrbius war seiner Zeit ein mächtiger Magier und wurde von vielen hoch angesehen. Schon bevor er den dunklen Künsten verfiel hatte er magische Talente. Durch diese Talente hatte er das Glück in die Gilde der Magier aufgenommen zu werden. Es gab Dokumente der Gilde die dies bestätigten. Sie zeigten jedoch auch das er in den ersten Jahren nicht gerade als herausragend gegolten hatte. Erst in späteren Jahren schien sich seine Macht immer weiter zu steigern „Es schlummerte wohl doch mehr in dem kleinen Maro als wir dachten.“ lautete eine Notiz einer seiner Lehrmeister. Doch Malóhran und seinen Vorfahren war klar, dass dies die Zeit gewesen sein musste, in der er den dunklen Künsten verfiel. Marokàs Sàrbius war jedoch charmant und alles andere als dumm, so ermöglichten es ihm seine Fähigkeiten wichtige Kontakte zu knüpfen, die ihn mit der Zeit zu einem Reichen Mann machten.

Geschickt bewegte er sich in den hohen Kreisen, beeindruckte selbst Könige mit seinem Talent und niemand ahnte die blutigen Pfade die er dabei beschritt. Blutmagie war nur eine von vielen dunklen Künsten, die sich Marokàs zueigen machte. Aus seinen Tagebüchern ging hervor, dass ein Großteil seines Wissens aus dem fernen Land Mahandia stammte. Malóhran hatte nie fremde Länder kennengelernt, daher fazinierten ihn die Schilderungen seines Vorfahrs. Ein Land fast nur aus Sand, in dem die Sonne heller zu scheinen vermochte und doch so viel Leben beherbergte. Ein mystisches Land, mit vielen Geheimnissen.

„Sire?…Sire?“, Joselins Stimme riß ihn aus seinen Gedanken, noch immer stand er am Fenster und starrte ins Leere. Die Holzlieferanten waren längst wieder aufgebrochen und der Abend nahte. „Sire?“ Wütend wirbelte Malóhran herum und fuhr sie an: „Was ist!? Müsst ihr mich so aus meinen Gedanken reißen?“ Mit einem lauten scheppern knallte das Tablet, welches Joselin in Händen hielt und ihm erst jetzt auffiel, auf den Boden. Wein breitete sich auf dem Boden aus und Joselin bemühte sich schnell Brot, Wurst und den Käse wieder auf zu heben. 

„Bitte verzeiht Sire. Aber ihr reagiertet nicht.“ Mit gesenktem Blick starrte sie das Tablet an und wagte es nicht ihren Herrn anzusehen. „Ihr müsst doch etwas Essen Sire.“ „Ich brauche nichts und wenn dann hätte ich euch gerufen. Es gibt wichtigeres dem ich mich widmen sollte.“ „Aber ihr habt seit Tagen nichts gegessen Sire, ihr müsst doch..“ „Ich sagte ich brauche nichts! Hinfort mit..“, ein lautes knurren seines Magens unterbrach ihn. Nun traute sich Joselin doch ein wenig ihren Blick zu heben und sah wie Malóhran sie mit wüteten Augen anstarrte. Er sagte nichts. Griff nach einem der Brote, drehte sich und sagte in einem bestimmenden Ton: „Ich bin in der Bibliothek und möchte nicht gestört werden! Wenn ihr mir Essen bringt, stellt es vor die Tür! Und unterbrecht mich nie wieder in meinen Gedanken! Ich kann es nicht leiden, es gibt wichtigeres für mich…“

Seine Stimme wurde immer leiser während er davon Schritt und anscheinend immer weiter redete und Joselin mit dem Tablet in der Hand vor der Weinpfütze stehen ließ. „Wenigstens eine Scheibe…“, dachte sie sich, bevor sie sich umdrehte um das Tablet zurück in die Küche zu bringen und etwas zum aufwischen zu holen.

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